Ein längst vergessenes Gefühl kommt auf, wenn wie in Ferienlagerzeiten dreimal täglich zum Essen gerufen wird und sein individueller Tagesablauf sukzessive der Fremdbestimmung zu folgen hat. Trotz oder vielleicht auch wegen der Vereinheitlichung der Patienten hat jeder das Bedürfnis, in der Kennenlernphase untereinander deutlichst zu erklären, dass "...naja, mein Arzt meinte es wäre gut, damit ich kein Herzinfarkt bekomme, mal zur Kur zu fahren." Damit wären wir schon beim ersten Schwachpunkt, Schwäche zugeben. Patienten, die sich erst nach und nach auf die Reha einlassen und "...eigentlich gut zurechtkommen." sind die ersten, die eine Verlängerung aufgrund eines besonders eingefahrenen Krankheitsbildes bekommen. Punkt zwei die Unterscheidung der Patienten. Es gibt normale und "wirklich Kranke". Die normalen brauchenn eigentlich keine Hilfe, genießen nur "...auf Kassenkosten..." den Luxus eines drei Sterneurlaubes. Die wirklich Kranken, verdienen Mitleid und werden gemieden. Punkt drei wiegt besonders schwer und wieder hilft die Dichotomie. Es gibt nur die "...wenn ich zu Hause bin, mach ich alles anders!" oder "...mal sehen, ob es was gebracht hat...". Sicher ist wohl, dass die, welche alles ändern wollen, als erste wieder hier sein werden. So schrecklich wie der Abschied im Ferienlager von der "...einzig wahren großen Liebe..."war und man auf keinen Fall "...jemals..." wieder jemand so lieben kann, wird der Abschied wohl nicht. Aber es bleibt zu bemerken, dass auch der Ausnahmezustand einer Kur infantile Züge eines jeden zum Vorschein bringt. Eine Freundin sagt immer: Am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht zu Ende. Noch eine Woche.
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